Geschichte

Aufsichtsratsvorsitzender Dr.-Ing. Hartmut Pollack zur Geschichte der Genossenschaft

„Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen Viele…“

Diesen wesentlichen Grundsatz genossenschaftlichen Wirkens prägte vor über 150 Jahren Friedrich Wilhelm Raiffeisen - einer der Vordenker dieses Gedankens.
Genossenschaftlichen Strukturen mit ihren Grundwerten: Unternehmertum, Eigenverantwortung, Kundennähe und Kompetenz sind Basis dieser Entwicklungen seit damals.

Auch in der heutigen Zeit ist der genossenschaftliche Gedanke aktuell, wie die große Anzahl von 8000 Genossenschaften mit 20 Millionen Mitgliedern und ca. 800.000 MA zeigt. Wir allen kennen Genossenschaftsbanken, Raiffeisen-Genossenschaften und Konsumgenossenschaften – PuG vario eine der ältesten noch bestehende Kauf- Genossenschaften in ganz Deutschland wurde 1871 in Salzwedel gegründet – das genossenschaftliche Gemeinwesen hat Tradition in unserer Stadt.

Der Gruppe der Wohnungsgenossenschaften selbst gehören ca. 2000 Unternehmen an, sie geben 2,2 Mio. Menschen ein zu Hause, das sind 10 % des Mietwohnungsbestandes

In unserer Genossenschaft sind es aktuell 1550 Mitglieder - geschätzte 3100 Menschen - in 1766 Wohnungen.

Wie sah das vor 70 Jahren aus?

1953

In Salzwedel herrschte Wohnungsnot,wie vielerorts, 600 Wohnungen fehlten, besonders auch wegen der Menschen die in Folge des 2.Weltkrieges ihre Heimat verlassen mussten - aber auch das Interesse der Herrschenden der Zeit an dieser Eigentumsform waren mit Hauptgrund für das Entstehen von Genossenschaften. Aber auch der 17.Juni 1953 und die Unzufriedenheit im Vergleich zum damaligen Westen war bedeutsam, so berichtete ein Zeitzeuge. Am 29.04.1954 gründeten 17 Bürger die Arbeiterwohnungsgenossenschaft (AWG).

Die ersten Bauten erfolgten in der Brewitzstraße und am Chüttlitzer Weg -- Stadtrand damals, parallel zur Lüneburger Straße. Bis 1955 entstanden 22 WE für ca. 500.000 DM - 350 DM / m² - nur möglich durch viele Eigenleistungen. Plan war es bis 1965 700 WE zu bauen, bis zum Ende 1966 wurden aber nur 298 Wohnungen errichtet. Materiallieferschwierigkeiten waren der Hauptgrund. Landwirtschaft und Rüstung, besonders aber auch der Grenzausbau gingen vor.

1970

Gerade in Salzwedel wuchsen wegen der Grenze die Einwohnerzahlen nicht so wie in anderen Regionen, neue Wohnungen wurden nicht gebraucht.
1970 begann die Erdgasförderung in der Altmark, die Mitarbeiter brauchten Wohnungen, die Nachfrage stieg schnell an. Das industrielle Bauen ersetzte immer mehr den rein handwerklichen Bau.

In den Jahren 1970 bis 1972 wurden 312 Wohnungen in der heutigen Uelzener-Strasse und im Wohngebiet Am Kronsberg in Klein-Blockbauweise errichtet. 1973 bis 1976 kamen die Wohnungen in der Ernst - Thälmann - Str. dazu, nahezu alle ohne Balkon – aus Materialgründen. Die Wohnungsanzahl wuchs damit auf 1.232.

1979

Mit fast allen Betrieben der Stadt Salzwedel hatte die inzwischen mit dem Namenszusatz "Frieden" ergänzte Genossenschaft Verträge zur Unterstützung der Genossenschaft abgeschlossen. Die Vergabe von Wohnungen erfolgte wiederum aufgrund von Vorschlägen der Trägerbetriebe.

1979 – 1980 wurden insgesamt 160 Wohnungen im Wohngebiet Friedensring in Großblockbauweise - WBS70 – errichtet, viele davon mit Loggien. Im Wohngebiet "Arendseerstrasse" wurden zwischen 1983-1986 672 Wohnungen für die WG fertig gestellt. Damit wurde der bisher höchste Wohnungsbestand in der Geschichte der WG mit 2100 WE erreicht.

Am 10.11.1989 und die Tage danach konnten die Einwohner in den Wohngebieten längs der ehemaligen F71 erstmals Autostaus Richtung Grenze erleben. Im November 1990 wurde auf einer außerordentlichen Delegiertenversammlung der AWG eine neue Satzung, Wahlordnung und Name „ Stadt Salzwedel“ beschlossen.
Im Rahmen der DM-Eröffnungsbilanz erfolgte eine Neubewertung unserer Gebäude.

1990

1990 gab es keine staatliche Unterstützung für Wohnen mehr, bei Mieten auf DDR Niveau und Preisen des neuen Deutschland führte dies zur betriebwirtschaftlichen Schieflage. Die Genossenschaft war nicht mehr in der Lage, notwendige Reparaturen durchzuführen. Der Wohnungsleerstand lag bei Null (1995 44 WE), Mietschulden kannte man nicht, (1995 - 64.800,00 DM) und die Warteliste war mit ca. 90 Wohnungssuchenden gefüllt - 1992 gab es die nicht keine mehr 1993 traten 2 wesentliche Gesetze in Kraft: Die Grundmietenverordnung - Mieten anpassen, Betriebskosten umzulegen. Gemeinsam mit der Bereitstellung von Fördermitteln war es nun möglich die seit Beginn an umfassendsten Modernisierung / Sanierung zu realisieren.

1993

Ebenfalls 1993 wurden die Kredite aus DDR Zeiten bei 150 DM/m² Wohnfläche gekappt und betrugen bei uns dann ca. 18 Millionen DM. Gleichzeitig war damit eine anteilige Verkaufsverpflichtung verbunden - 60 Reihenhäuser und Wohnungen kamen aus dem Bestand. Die Verkaufserlöse wurden für die Sanierung und Modernisierung anderer Objekte eingesetzt, auch um die Neuverschuldung zu begrenzen. Bekannt wurde dies unter dem Begriff Altschuldenhilfegesetz. 2000/2001 erfolgte Novellierung dieses Gesetzes. WU mit einem Leerstand von über 15 Prozent wurden auf Antrag die Altschulden von abgerissenen Gebäuden erlassen -eine Förderung des Abrisses. Die Regelung zur Altschuldenentlastung lief Ende 2013 aus.

Bedeutet im Klartext: über 450 Wohnungen weniger
Von diesen Maßnahmen waren auch die letzen 20 Jahre geprägt, aber gerade auch durch Investition in den Bestand.
Stichwortartig weitere Schwerpunkte dieser Jahre :

  • demografische Entwicklung: im ländlicher Raum Art der Entwicklung anders Weniger Wegzug, eher durch das Ende des Lebens selbst Altersgerechtes- barrierearmes Wohnen dafür: bauliche Gestaltung : Thälmann-Straße Aufzüge
  • aber auch die junge Generation wollen wir nicht vernachlässigen
    Für alle Mitglieder : Servicegedanke in unterschiedlicher Form : mehr Hausmeister, Miglieder-Card, Gästewohnungen …
  • Stadtentwicklungskonzept: Die Genossenschaft ist Eigentümer der Immobilien und entscheidet nach betriebswirtschaftlichen Aspekten über die Struktur im Rahmen dieser Konzeption
  • ENEV Energiesparverordnung: Dämmung, Energetische Ansätze am Kronsberg: neues Konzept
  • zum 01.01.2006 wurde die 1924 gegründete WG Salzwedel eG (Schillerstrasse) mit 58 Wohnungen übernommen - 2024 hätte sie ihren 100. Geburtstag!
  • 2010 fusionierte unsere WG mit der WG Mieste eG. Zehn traditionell errichtet Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 80 Wohnungen sind nun Teil unseres Bestandes.
    Mit den Wohnanlagen Chüttlitzer Weg 1A/1B - Baubeginn ab 2014 – kehrten wir 60 Jahre nach Gründung an den Ursprung zurück.
    Eine weitere Diversifikation des Bestandes in unterschiedlicher Richtung ist nicht ausgeschlossen.

Danke an alle Mitglieder!

Eine positive, wirtschaftliche Entwicklung der Region ist eine, sicherlich nicht alleinige, wichtige Grundlage für das Leben in dieser – mehr gibt dazu nicht zu sagen.

Für die Zukunft wünschen wir uns viele treue, zufriedene Mitglieder egal ob alt oder jung, die sich nicht nur in den Wohnungen der Genossenschaft, sondern auch in ihr selbst wieder finden und wohl fühlen.